Die Herausforderungen für den Itzebitz e.V. während der Pandemie – Ein Artikel der LKZ

Freier Kita-Träger im Landkreis Ludwigsburg fühlt sich alleingelassen

Autor: Christina Kehl

Es sind deutliche Worte, die die Verantwortlichen vom Kinder- und Familienzentrum Itzebitz finden, das Kitas in Besigheim, Murr und Großbottwar betreibt: „Wir fühlen uns vom Land nicht gehört und alleingelassen.“ Die Pandemie bringe die Träger freier Kindertageseinrichtungen an ihre Grenzen. Sie wünschen sich eine Gleichbehandlung mit den kommunalen Einrichtungen.

Besigheim. Anfang Dezember bauen einige Eltern des Besigheimer Kinderhauses Itzebitz auf dem Wochenmarkt vorm Rathaus einen Stand auf. Sie verkaufen dort Kuchen, aber auch selbst gebastelte Kleinigkeiten. Der Erlös kommt der Einrichtung zugute, die durch die Coronakrise finanziell stark getroffen sei, wie eine Mutter unserer Zeitung sagt. „Projekte, wie die lang geplante Matschküche, müssen aus Budgetgründen erst mal zurückgestellt werden“, bedauert sie. Leider seien die Investitionen zu hoch, um diese nur mit Kuchenverkäufen retten zu können. Aber es ist ein kleiner Beitrag, den die Eltern leisten wollen.

Die Pandemie macht allen Kindertageseinrichtungen zu schaffen, aber im Gegensatz zu vielen anderen Häusern haben die freien Träger wie der Verein Itzebitz keine Kommune oder kirchliche Einrichtung im Rücken – die sich beispielsweise um finanzielle oder organisatorische Fragen kümmern. Während der Pandemie macht sich das besonders bemerkbar. Die letzten fast zwei Jahre seien eine Herausforderung in allen Belangen gewesen, sagen Katrin Haberland und Johann Leitner vom Itzebitz-Vorstand.

Im Vergleich zu kommunalen Kitas habe man als freier Träger ganz andere Voraussetzungen, betont Katrin Haberland, die für den Bereich Pädagogik zuständig ist. „Seit 21 Monaten machen wir einen Spagat nach dem anderen. Das ist eine logistische Herausforderung.“ Damit meint sie nicht nur die notwendigen Änderungen in der pädagogischen Arbeit, beispielsweise durch feste Gruppen in den Einrichtungen. Es sind vor allem auch Fragen nach dem Gesundheitsschutz, die den Verein massiv beschäftigen. Aktuellstes Beispiel ist die Testpflicht in Kitas und der Kindertagespflege, die mit Blick auf die Omikron-Variante ab dem 10. Januar in Baden-Württemberg gilt. Während in den Kommunen derzeit noch darüber diskutiert wird, wie diese umzusetzen ist – ob beispielsweise das Personal in den Kitas oder die Eltern zu Hause testen sollen –, ist man im Itzebitz schon weiter: Die Testpflicht für Kinder gilt hier schon seit rund zwei Monaten, getestet wird von den Bezugserzieherinnen. „Das gibt uns mehr Sicherheit und gehört mittlerweile zur pädagogischen Arbeit dazu“, sagt Katrin Haberland.

Die Verantwortlichen gehen in Vorleistung

Das Beispiel ist nur eines von vielen, bei denen das Itzebitz schneller reagiert hat, als die Verordnungen der Landesregierung vorlagen. „Das hat uns meist zu lang gedauert“, erklärt Johann Leitner. Wie etwa bei der Testpflicht fürs Personal oder dem Kauf von Masken und Desinfektionsmittel. Auch beim Thema Luftfilter sind die Verantwortlichen in Vorleistung gegangen und haben alle Gruppen in den Häusern damit ausgestattet – ohne dass zunächst klar war, ob es dafür eine Förderung gibt. „Mit diesen Entscheidungen wollten wir ein Zeichen setzen. Wir wollten unseren Mitarbeitenden und den Eltern zeigen: Es ist uns wichtig, dass ihr gesund bleibt“, betont Haberland und ergänzt: „Das Virus wartet nicht auf die nächste Verordnung.“

Doch die Entscheidungen bedeuten auch eine große finanzielle Belastung. Leitner, der im Verein für Recht, Verwaltung und Finanzen zuständig ist, spricht von bis zu 300000 Euro seit Beginn der Pandemie. Zustande kommt die Summe einerseits durch zusätzliche Ausgaben, rückerstattete Elternbeiträge, aber auch entgangene Einnahmen, weil Aufnahmen neuer Kinder verschoben oder weitere Gruppen, wie in Besigheim, erst gar nicht eröffnet wurden. „Wir mussten unsere Rücklagen aktivieren und ein Darlehen aufnehmen“, erläutert Johann Leitner. Gerettet habe sie die Hausbank. Die L-Bank, die Staatsbank für Baden-Württemberg, habe einen Coronakredit abgelehnt. Unterstützung kam auch von den Eltern und deren Arbeitgebern, die viel gespendet hätten. „Dafür sind wir sehr dankbar.“

Elternbeiträge: keine Rückerstattung bekommen

Ein Punkt, der den Itzebitz-Verantwortlichen ebenfalls wichtig ist, ist die Zusammenarbeit mit den Kommunen. Denn diese beschaffen zentral für alle Kindertageseinrichtungen im Ort beispielsweise Masken oder Tests – und geben diese dann auch an die freien Träger weiter. Das funktioniere überall gut, betonen Leitner und Haberland. Ähnlich sollte es eigentlich auch bei den Elternbeiträgen sein, die rückerstattet beziehungsweise gar nicht erst eingezogen wurden, weil die Kitas wochenlang geschlossen waren. „Die Kommunen haben für die Ausfälle Gelder vom Land bekommen und sollten das anteilig auch an die freien Träger weiterreichen“, erläutert Leitner. „Doch weder von Großbottwar noch von Murr haben wir etwas erstattet bekommen“, bedauert er. Berechnungsgrundlage für die Höhe der Rückerstattung sei die Anzahl der betreuten Kinder aus dem Jahr 2019 gewesen, so Leitner. Da die Einrichtung in Besigheim zum Stichtag noch nicht eröffnet war, habe die Stadt auch nichts erstatten können. Die Zusammenarbeit mit der Kommune laufe darüber hinaus hervorragend.

Vom Land fühlen sich die Itzebitz-Verantwortlichen nicht ausreichend unterstützt: „Wir fühlen uns nicht gehört und alleingelassen.“ Eine Gleichbehandlung aller Eltern und aller Träger sei wichtig, eine bessere Kommunikation wünschenswert. Vor allem aber müsse sich auch die gesellschaftliche Wahrnehmung ändern, findet Katrin Haberland: Ohne die freien Träger gebe es viel weniger Vielfalt, viel weniger Inklusion. Und die Kommunen müssten deutlich mehr in die Kinderbetreuung investieren.